„Es geht um mehr als nur um Basketball“
Jugend- und Profi-Coach Gary Johnson im Interview über Perspektiven und das Projekt „Körbe statt Konsolen“ der Witten Baskets
Ex-Profi Gary Johnson bildet bei den Witten Baskets den jüngsten Nachwuchs aus. Der 39-jährige US-Amerikaner hat in der Ruhrstadt seine zweite Heimat gefunden. Und bringt sich nun auch bei den Wittener Korbjägern ein. Aus engen persönlichen Beziehungen soll nun eine offizielle Zusammenarbeit werden. Deshalb wird für den ehemaligen Aufbauspieler eine hauptamtliche Stelle geschaffen. Um diese zu finanzieren, gehen die Witten Baskets neue Wege – und initiieren eine Crowdfunding-Aktion, die am Dienstag, 22. März startet. Im Interview spricht Gary Johnson über seinen Weg in den Verein, seine Wünsche für die Zusammenarbeit und was ihn im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen begeistert.
Gary, wie ist es dazu gekommen, dass Du Kinder und Jugendliche bei den Witten Baskets trainierst?
Tatsächlich habe ich schon während meiner aktiven Profi-Laufbahn auch immer wieder Jugendmannschaften betreut. Und nach vielen Gesprächen, die ich unter anderem mit Jan Behler geführt habe, war mir klar, dass die Witten Baskets ein bisschen mehr Manpower gebrauchen können. Und da Witten meine Heimat fern der Heimat ist, stand es für mich außer Frage, den Verein zu unterstützen. Dass sich der Jugendbereich so entwickelt, wie er es im vergangenen Jahr getan hat, war aber nicht absehbar. Es ist eine tolle Möglichkeit für mich, in der Stadt, in der ich lebe, seit ich in Deutschland bin, etwas zurückzugeben und dabei zu helfen, etwas Tolles aufzubauen.
Du arbeitest in Witten vornehmlich mit dem jüngsten Nachwuchs. Ist das eine Herausforderung oder einfach ein großer Spaß?
Mir macht es in erster Linie großen Spaß. Da meine Mutter auch Tagesmutter war, war bei uns Zuhause immer was los. Natürlich ist es manchmal wuselig. Aber jeder, der Kinder hat, weiß, dass der Alltag auch mal wuselig sein kann. Für mich ist die Arbeit mit den Kindern keine Herausforderung. Vielmehr bin ich dankbar für die Möglichkeit, sie ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten zu können. Und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen und Erfolgserlebnisse feiern können. Das Training ist immer ein Mischung aus Spaß und kleinen Wettbewerben. Die Kinder für den Basketball zu begeistern, ist mein wichtigstes Anliegen. Und wenn sie dann für sich entdecken, welche Fortschritte sie machen, wenn sie fleißig sind – das sind einfach tolle Momente, von denen man auch als Trainer profitiert. Am Ende wünschen wir uns als Eltern doch glückliche und fröhlich-strahlende Kinderaugen. Wenn wir das erreichen, können wir immer sagen: Es war ein guter Tag.
War und ist die Pandemie für Dich eine Extra-Motivation, um die Kinder wieder in Bewegung zu bringen?
Der große Lockdown und das Pandemie-Geschehen der vergangenen beiden Jahre haben natürlich Spuren hinterlassen. Deshalb freut es mich umso mehr, dass auch Kinder mehr und mehr wieder ein bisschen Normalität genießen und sich in der Halle auspowern können, anstatt alleine Zuhause zu sitzen. Mir ist der soziale Aspekt von Sportvereinen bewusst – und extrem wichtig. Denn nur so können Kinder frei und entspannt aufwachsen. Deswegen ist es wichtig, dass man ihnen einen Raum zur Entfaltung bietet. Einen Raum, in dem sie sich sicher und wohlfühlen, Spaß haben, Fortschritte erzielen und frei entwickeln können.
Was ist für dich der aufregendste Teil des Witten Baskets-Projekts „Körbe statt Konsolen“?
Ganz ehrlich: Für mich ist das Aufregendste an diesem Projekt, zu sehen, wie viel Leidenschaft dahintersteckt. Dass Leute wie Ulf Winkelmann, Gunnar Dachrodt, Gunnar Lohmann-Hütte oder die Behler-Familie soviel Herzblut in die Entwicklung der Jugendarbeit steckt. Aber auch ganz viele andere Menschen bringen sich auf so vielfältige Weise ein. Das beeindruckt mich. Wie viele spannende Ideen in den vergangenen Wochen und Monaten entwickelt und umgesetzt worden sind, ist überragend. Und es ist auch super-spannend, Menschen von ihrer Arbeitsseite her kennenzulernen, wenn man sie bislang nur aus der Halle oder vom Freiplatz kannte. Die Schul-AGs, die Camps, die Aus- und Weiterbildung der Trainer ist zwar auch aufregend, aber das ist für mich eher Alltag, weil Basketball und Coaching am Ende mein Beruf sind. Das Drumherum ist für mich der spannende Part.
Wenn alles passt, wirst Du der erste hauptamtliche Mitarbeiter der Witten Baskets. Ist das eher eine Ehre oder verspürst Du auch einen gewissen Druck?
Das lässt sich sehr gut aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Aber Druck gehört nicht dazu. Vielmehr fühle ich mich geehrt, meinen Beitrag leisten zu dürfen und das Vertrauen zu genießen. Ich bin glücklich, dass ich durch meinen Job etwas zurückgeben kann. Dass ich den Kindern Werte, Spaß und Erfolgserlebnisse vermitteln darf. Ich habe angefangen Basketball zu spielen, als ich etwa acht Jahre alt war. Und das Spiel, der Sport, die Gemeinschaft – das hat mir viel gegeben und große Freude bereitet. Dass ich das heute an eine neue Generation weitergeben und vermitteln darf, ehrt mich sehr.
Hast Du bestimmte Ziele, die Du in deiner Position verfolgen willst?
Natürlich! Wir haben wirklich eine Flut an jungen und ganz jungen Kindern, die Basketball spielen wollen. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch genug Trainer haben, die den Kindern unsere Werte vermitteln und sie für unseren Sport begeistern. Die Kinder brauchen Trainer, zu denen sie aufschauen und denen sie vertrauen können. Die Halle ist ein sicherer Ort, in dem sich jedes Kind frei bewegen darf und auch frei bewegen soll. Wir werden unsere Zusammenarbeit mit Schulen intensivieren, weiter unsere Camps anbieten – und natürlich auch versuchen, die Eltern von uns und für uns zu begeistern. Und sind wir ehrlich: Ich lerne auch jeden Tag dazu. Und freue mich auf den Austauschen von Ideen und all die Herausforderungen, die vor uns liegen.
Mit dem Projekt „Körbe statt Konsolen“ geht auch eine Crowdfunding-Kampagne einher. Wie unterstützt Du die Witten Baskets an dieser Stelle konkret?
Wie schon gesagt: Wir haben so viele neue Kinder hinzugewonnen in diesem Jahr. Und es passiert wirklich viel im Verein. Über Werbung, Aktionen und Social Media wollen wir die Marke „Witten Baskets“ stärken. Dabei ist es gar nicht ausschließlich der reine Basketball, der im Fokus steht, sondern auch das gesamte Vereinskonstrukt. Zu dem auch Angebote wie Kinderturnen oder der Familien-Basketball samstags oder karitative Angebote zählen. Ich versuche, zu helfen wo auch immer ich kann. Wir geben gemeinsam unser Bestes, um die Kinder und ihre Familien für diesen schönen Sport zu begeistern und die Jugendarbeit der Witten Baskets auf gesunde Beine zu stellen.
Infos zur Crowdfunding-Aktion der Witten Baskets finden ihr HIER